Gedenktafel Friedhofskapelle - Andernach, RP, Germany
Posted by: Groundspeak Regular Member kaschper69
N 50° 26.167 E 007° 25.279
32U E 387889 N 5588312
Memorial plaque at the cemetery chapel in Andernach.
Waymark Code: WMX0F3
Location: Rheinland-Pfalz, Germany
Date Posted: 11/08/2017
Published By:Groundspeak Regular Member Math Teacher
Views: 4

[DE] "Den Lebenden zur Mahnung!
unseren jüdischen Mitbürgern zum Gedenken, die durch staatliche Gewaltherrschaft in den Jahren 1933-1945 verfolgt, gepeinigt und ermordet wurden."

Quelle: Gedenktafel

"In Andernach bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter und seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1938/42. 
 
Bereits im Mittelalter gab es in der Stadt eine bedeutende jüdische Gemeinde, die zu den ältesten in Deutschland gehören dürfte. Vom Bestehen dieser Gemeinde in Andernach erfahren wir erstmals aus dem um 1165 bis 1173 entstandenen Reisebericht des jüdischen Reisenden Benjamin von Tudela. Die Hoheitsrechte über die Stadt und damit auch das sogenannte Judenregal lagen damals beim Erzbischof von Köln. Bereits im 12. Jahrhundert dürfte das jüdische Wohngebiet in der Kramgasse ("vicus mercatorum") gelegen haben und somit in der Nähe beziehungsweise südlich des mittelalterlichen Marktplatzes. Ein "Judenturm" in der südwestlichen Verlängerung des Marktes am Ochsentor (Halbrundturm, 1367 genannt, nicht mehr vorhanden) war möglicherweise den Juden der Stadt zur Verteidigung bei Angriffen zugewiesen. Im Mittelpunkt des jüdischen Wohngebietes lagen im Bereich des späteren Rathauses (heutiges Historisches Rathaus) die Synagoge mit dem Schulhof, die Mikwe (rituelles Bad, "Judenbad") und das Backhaus. 
 
Von diesen mittelalterlichen Einrichtungen ist heute noch die Mikwe erhalten. Sie lag unmittelbar neben der Synagoge mit einem separaten Eingang von der Kramgasse her. Das Bad besteht aus einem Schacht, der durch drei Gewölbe in drei übereinanderliegende Räume geteilt wird. Nach der Form der polygonalen Kelchkapitellen und der kelchförmig geschwungenen Basen in den Ecken der Treppenläufe soll die Mikwe im 14. Jahrhundert entstanden sein.    
  
1287 kam es zu einer ersten Verfolgung der Juden in Andernach, die im Zusammenhang mit der Beschuldigung stand, Juden hätten den "guten Werner" in Oberwesel ermordet (vgl. auch zu Bacharach). Die Häuser der Juden wurden geplündert und beschädigt, die Synagoge zerstört, die jüdischen Einwohner vertrieben. Sie flüchteten zunächst auf die erzbischöfliche Burg, von wo sie jedoch von ihren Verfolgern gleichfalls vertrieben wurden. Erzbischof Sifrid von Köln griff schnell ein und forderte Rechenschaft von der Stadt und die Wiedergutmachung des Schadens. In einem "Schiedsspruch" vom August 1287 wurden die Forderungen an die Stadt präzise formuliert; die jüdischen Einwohner konnten zurückkehren. 50 Jahre später - 1337 - kam im Zusammenhang mit der "Armleder-Verfolgung" jedoch neues Unheil über die jüdische Gemeinde in Andernach. Viele wurden dabei ermordet. Auch bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden Juden ermordet, die jüdische Gemeinde zerstört. Einige Jahre später konnte wieder eine jüdische Gemeinde entstehen: in den 1380er-Jahren werden jüdische Personen wiederholt als Geldverleiher und Gläubiger der Stadt genannt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert konnten sich die jüdischen Familien jedoch nicht mehr im Bereich der Kramgasse niederlassen, sondern in der "Judengasse", die nahe dem Burgtor zwischen Schreibers- und Morsgasse lag. Die jüdischen Einrichtungen im Bereich der Kramgasse / des späteren Rathauses (Synagoge, Mikwe, konnten sie zwar wieder verwenden, aber nur auf bestimmte Zeit pachten. Nach 1448 sind alle Juden der Stadt aus Andernach auf Grund der judenfeindlichen Haltung der Bevölkerung sowie der für sie sehr ungünstigen Steuerpolitik der Erzbischöfe, der Stadt und des Königs fortgezogen. 1515 versuchte mit Zustimmung des Kölner Erzbischofs und des Rates der Stadt nochmals eine jüdische Familie, sich in der Stadt niederzulassen. Dies wurde jedoch von der Bürgergemeinde nicht geduldet. Die Familie wurde tätlich angegriffen und hat die Stadt alsbald wieder verlassen. 
  
Im weiteren Verlauf des 16. und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es nur vereinzelte Niederlassung von Juden in der Stadt: 1573 nahm die Stadt zwar auf Drängen des Kölner Kurfürsten Salentin zwar zwei jüdische Familien in der Stadt auf, denen alsbald einige weitere Familien folgten, doch drängte die Stadt alsbald wieder auf deren Ausweisung: 1597 mussten alle jüdischen Familien wieder die Stadt verlassen. Während des Dreißigjährigen Krieges fanden einige Juden vorübergehend Schutz in der Stadt. 1656 wurden wiederum alle ausgewiesen,    
              
Erst seit 1848/1860 kam es wieder zu einer ständigen Niederlassung jüdischer Familien in Andernach. Erstmals hatte sich 1848 wieder ein Jude in der Stadt niedergelassen (Salomon Landau aus Koblenz). Ihm folgte 1860 Simon Gottschalk, Sohn von Nathan Gottschalk in Mayen. In den folgenden Jahren zogen jüdische Familien mit den Namen Weber, Mendel, Koßmann, Loeb, Bermann, Lambert, Kaufmann u.a.m. zu. 1866 wurde der "Synagogenbezirk Andernach" gegründet - ein Zusammenschluss der Kleingemeinden Nickenich, Kruft, Miesenheim, Saffig und den in Andernach zugezogenen Familien (vgl. Ausschreibung einer Lehrerstelle 1869 unten, die noch vom "Vorstand der Synagogengemeinde zu Nickenich" unterzeichnet wurde, der aber offenbar inzwischen in Andernach lebte).   

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Einwohner von 1858 9 Personen auf 53 in 1871 und auf 111 im Jahr 1895. 
  
An Einrichtungen bestanden ein Betraum beziehungsweise von 1933 bis 1938 eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule) und ein Friedhof.  Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Erste Ausschreibungen der Lehrerstelle finden sich seit 1882. Um 1891 wird ein Lehrer Abraham genannt (siehe Bericht unten); im Ersten Weltkrieg ist Lehrer Josef Isenberg gefallen. Erster Gemeindevorsteher war Simon Gottschalk (er unterschreibt die Ausschreibung der Lehrerstelle 1882). Seit 1885 war langjähriger Gemeindevorsteher ("Präsident") Simon Kaufmann: 1910 konnte er sein 25-jähriges Amtsjubiläum feiern. Für den Vorstand unterzeichneten in diesen Jahren jedoch auch andere Personen (siehe Ausschreibungen der Lehrerstelle unten). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Lehrer Josef Isenberg (geb. in Halle, Westfalen, gef. 1914), Berthold Kaufmann (geb. 1895 in Andernach, gef. 1916) und Vizefeldwebel Ernst Kuhn (geb. 1893 in Nordhausen, gef. 1918).           
 
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 120 Personen gehörten (0,9 % von insgesamt etwa 13.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Gottschalk, Louis Weber, Leo Robert, Jakob Weber und Adolf Mayer. Der Repräsentanz gehörten an: Gustav Lichtenstein, S. Simon, Julius Loeb, K. Löwenstein und ein Herr Windmüller. Als Lehrer und Kantor war Jakob Kaufmann angestellt (wohnhaft im Steinweg). Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde 12 Kinder und erteilte den Religionsunterricht an den höheren Schulen. An jüdischen Vereinen gab es die Wohltätigkeitsvereine Männerchewra und Frauenchewra. 1932 waren die Gemeindevorsteher Gustav Lichtenstein (1. Vors.), Julius Loeb (2. Vors.) und Dr. S. Wallach (3. Vors.). Als Lehrer war inzwischen Martin Stiebel angestellt. Er hatte im Schuljahr 1931/32 20 Kindern den Religionsunterricht zu erteilen.      
 
1933 lebten 135 jüdische Personen in der Stadt. In diesem Jahr wurde die neue Synagoge eingeweiht (s.u.). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört. 1939 lebten noch 34 jüdische Personen in der Stadt, 1940 20, 1941 14. Die letzten von ihnen wurden 1942 deportiert.   
      
Von den in Andernach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Cahn (1912), Friedrich David (1886), Helena Franken geb. Gottschalk (1861), Erna Marga Fuks (1921), Susanne Hergershausen geb. Weber (1882), Bertha Hirsch geb. Klee (1870), Clara Kahn (1895), Rosa Kahn geb. Weber (1872), Dora Kaufmann geb. Weber (1878), Helene Klee (1863), Lina Lambert geb. Löwenberg (1882), Simon Lambert (1878), Heinrich Levy (1892), Johanna Levy geb. Weber (1885), Lucia (Lucy) Levy geb. Simonis (1900), Margot Levy (1923), Gustav Jakob Lichtenstein (1883), Friederike Lipsky (Lipski, 1865), Isidor Löb (1894), Clara Mayer geb. Mayer (1881), Rosa Mayer geb. Levy (1868), Rosetta Mayer geb. Levy (1883), Sibille (Sibilla) Mayer (1862), Elisabeth Meyerhoff (1905), Eugen Meyerhoff (1901), Martha Mayerhoff geb. Kaufmann (1878), Bernhard Michel (1866), Charlotte Michel geb. Löb (1903), Elvira Michel geb. Josef (1869), Juliana Minkel geb. Faber (1881), Moritz Minkel (1879), Siegbert Portje (1923), Leopold Salm (1889), Rolf Salm (1920), Klara Seeligmann (1886), Berta Wallerstein geb. Weber (1875), Albert Weber (1920), Hermann Weber (1874), Sigmund Weber (1877), Werner R. Weinberg (1922)."

(visit link)   
   


[EN] "To warn the living!
to our Jewish fellow citizens, who were persecuted, tormented and murdered by state tyranny in the years 1933-1945."

Source: memorial plaque

"In Andernach existed a Jewish community in the Middle Ages and since the second half of the 19th century until 1938/42.

Already in the Middle Ages, there was a significant Jewish community in the city, which is likely to be among the oldest in Germany. From the existence of this community in Andernach we learn for the first time from the 1165 to 1173 resulting travelogue of the Jewish traveler Benjamin von Tudela. The sovereign rights over the city and thus also the so-called Judenregal lay at that time with the archbishop of Cologne. Already in the 12th century, the Jewish residential area in the Kramgasse ("vicus mercatorum") may have been located and thus near or south of the medieval market square. A "Jew's Tower" in the southwestern extension of the Ochsentor Market (Semicircular Tower, named in 1367, no longer in existence) may have been assigned to the city's Jews for defense during attacks. In the center of the Jewish residential area lay in the area of ??the later town hall (today's historical city hall) the synagogue with the school yard, the mikwe (ritual bath, "Jew bath") and the Backhaus.

Of these medieval institutions, the mikveh is still preserved today. It was right next to the synagogue with a separate entrance from the Kramgasse. The bath consists of a shaft, which is divided by three vaults into three superimposed rooms. According to the shape of the polygonal sepulchral capitals and the cup-shaped curved bases in the corners of the stairs, the mikveh was said to have been built in the 14th century.

In 1287 there was a first persecution of the Jews in Andernach, which was related to the accusation that Jews had murdered the "good Werner" in Oberwesel (see also Bacharach). The houses of the Jews were looted and damaged, the synagogue destroyed, the Jewish inhabitants expelled. They first fled to the archiepiscopal castle, from where they were also expelled from their pursuers. Archbishop Sifrid of Cologne intervened quickly and demanded an account of the city and the reparation of the damage. In an "award" of August 1287, the demands on the city were precisely formulated; the Jewish inhabitants could return. However, 50 years later - in 1337 - in connection with the "arm leather persecution" came new disaster on the Jewish community in Andernach. Many were murdered. Even during the persecution of the Jews in the plague of 1348/49, Jews were murdered, the Jewish community destroyed. A few years later, a new Jewish community emerged: in the 1380s, Jewish people were repeatedly referred to as lenders and city creditors. In the second half of the 14th century and in the 15th century, however, the Jewish families were no longer able to settle in the area of ??the Kramgasse, but in the "Judengasse", which was near the castle gate between Schreibers and Morsgasse. The Jewish institutions in the area of ??the Kramgasse / later city hall (synagogue, mikveh) could use them again, but only leased them for a certain period of time After 1448 all Jews of the city from Andernach are very dependent on them because of the anti-Semitic attitude of the population In 1515, with the consent of the archbishop of Cologne and the City Council, another Jewish family tried to settle in the city, but this was not tolerated by the citizenry has left the city soon.

In the further course of the 16th and until the mid-19th century, there were only a few settlements of Jews in the city: Although the city took on the urging of the Cologne Elector Salentin in 1573, although two Jewish families in the city, which soon other families followed, but immediately urged the city again on their expulsion: 1597 all Jewish families had to leave the city again. During the Thirty Years' War, some Jews temporarily found shelter in the city. 1656 again all were expelled

Only since 1848/1860 was there again a permanent establishment of Jewish families in Andernach. For the first time in 1848, a Jew had settled in the city again (Salomon Landau from Koblenz). He was followed in 1860 by Simon Gottschalk, son of Nathan Gottschalk in Mayen. In the years that followed, Jewish families called Weber, Mendel, Koßmann, Loeb, Bermann, Lambert, Kaufmann, and others moved in. to. 1866 the "Synagogue district Andernach" was founded - an amalgamation of the small communities Nickenich, Kruft, Miesenheim, Saffig and the families moved in Andernach (see tender of a teaching place 1869 below, which was signed still by the "executive committee of the synagogue municipality to Nickenich", which however apparently now living in Andernach).

In the second half of the 19th century, the number of Jewish inhabitants increased from 1858 9 people to 53 in 1871 and 111 in 1895."

(visit link)
Physical Address:
Friedhof Koblenzer Straße
Andernach,
56626


Date Dedicated: 01/01/1984

Supporting Website: [Web Link]

Memorial Type: Monument/Plaque

Fee/Donation: Not listed

Visit Instructions:
A picture of you is required at the site. A full description of your thoughts and experience on the site.
Search for...
Geocaching.com Google Map
Google Maps
MapQuest
Bing Maps
Nearest Waymarks
Nearest The Holocaust
Nearest Geocaches
Create a scavenger hunt using this waymark as the center point
Recent Visits/Logs:
Date Logged Log User Rating  
CADS11 visited Gedenktafel Friedhofskapelle - Andernach, RP, Germany 03/19/2018 CADS11 visited it
kaschper69 visited Gedenktafel Friedhofskapelle - Andernach, RP, Germany 11/08/2017 kaschper69 visited it

View all visits/logs