
Bernhard Kell — Frankfurt am Main, Germany
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prussel
N 50° 07.012 E 008° 38.119
32U E 473927 N 5551688
Stolperstein für Bernhard Kell vor dem Haus Voltastraße 55 in Frankfurt am Main, Stadtteil Bockenheim
Waymark Code: WM16YQ9
Location: Hessen, Germany
Date Posted: 11/01/2022
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HIER WOHNTE
BERNHARD KELL
JG. 1874
ZEUGE JEHOVAS
VERHAFTET MAI 1938
GEFÄNGNIS FRANKFURT
BUCHENWALD, DACHAU
DEPORTIERT 1944
LUBLIN
ERMORDET 18.2.1944
Johannes Bernhard Kell wurde 1874 in Rüdenhausen geboren. Um 1932 wurde Bernhard Kell ein Zeuge Jehovas, damals noch als "Bibelforscher" bekannt. Er arbeitete als Elektromechaniker bei der Hartmann & Braun AG Frankfurt-West.
Bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bekam er Schwierigkeiten wegen seiner religiösen Einstellung. Dies führte schließlich zu einem Prozeß vor dem "Ehren- und Disziplinargericht der Deutschen Arbeiterfront (DAF)". Im Urteil vom 9. Juni 1937 hieß es: "Auf Grund verschiedener Bibelstellen kann es der Angeklagte nicht vereinbaren, mit 'Heil Hitler' zu grüßen und sich am Singen des Deutschland- und Horst-Wessel-Liedes zu beteiligen. Auch in der Hauptverhandlung hat der Angeklagte den Deutschen Gruß verweigert und mit einer Verbeugung gegrüßt. […] Das Verhalten des Angeklagten ist eindeutig staatsfeindlich."
Sein Arbeitgeber kam der Entlassung durch die Versetzung in den Ruhestand zum 31. Dezember 1936 zuvor. "Damit wurde das Ansuchen der DAF-Kreisverwaltung auf fristlose Entlassung des Herrn Kell wegen Störung des Arbeitsfriedens infolge seiner religiösen Einstellung umgangen."
Kell wurde am 20. Mai 1938 in seiner Wohnung in der Voltastrasse 55, verhaftet und anscheinend ohne Gerichtsprozeß zunächst in Frankfurt inhaftiert. Bereits am 28. Juli 1938 wurde er ins KZ Buchenwald "überführt", wo er unter der Häftlingsnummer 5117 im Block 50 gefangen gehalten wurde. Im KZ Buchenwald verblieb er bis Juni 1942. Von dort ist noch ein Brief vom 21. September 1941 an seine Ehefrau erhalten. Die Rückseite des Briefes trägt den obligatorischen Stempel: "Der Schutzhäftling ist nach wie vor hartnäckiger Bibelforscher und weigert sich, von der Irrlehre der Bibelforscher abzulassen. Aus diesem Grunde ist ihm lediglich die Erleichterung, den sonst zulässigen Briefverkehr zu pflegen, genommen worden."
Ein Eintrag auf der Gestapo-Karteikarte vom 23. Juli 1942 besagt, daß Anfang Juli 1942 von Buchenwald nach Dachau "verschubt" wurde. Im Dachau bekam Bernhard Kell die Häftlingsnummer 31000. Am 3. Januar 1944 wurde er von Dachau ins KZ Lublin "befördert". Dort erhielt er die Häftlingsnummer 2665 (Hauptlager: Majdanek).
Der Stolperstein wurde initiiert von den Zeugen Jehovas Frankfurt und am 18. Mai 2015 vor dem Haus Voltastraße 55 verlegt.
Quelle: Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e.V.