[DE] "So wünschen sich die Münchner den Viktualienmarkt
In einem Bürgerworkshop haben sich Münchner Gedanken über die Zukunft des Viktualienmarkts gemacht. Die Ergebnisse sind mitunter durchaus überraschend.
Der Viktualienmarkt ist so bunt wie München selbst. Dort findet man alles nebeneinander: Leberkäs und Schampus, Fleischpflanzerl und Kaviar – nichts drückt das Lebensgefühl in der Stadt deshalb wohl besser aus als dieser Markt.
Allerdings: Es kann nicht alles so bleiben, wie es ist.
Viele Standl sind in die Jahre gekommen. Hygiene und Brandschutz erfüllen nicht mehr überall die höchsten Anforderungen. Vor allem die Keller sind mittlerweile ziemlich heruntergekommen und marode.
Die Stadt will den Markt in den nächsten Jahren deshalb sanieren. Jedoch nicht einfach nach Gutdünken und über die Köpfe der Münchner hinweg. Die Bürger sollen dieses Mal ein gehöriges Wörtchen mitsprechen können.
Mitte Oktober saßen deshalb 118 Münchner beisammen und haben im Rahmen eines Bürgergutachtens vier Tage lang darüber beraten, wie sie sich die Zukunft des Marktes vorstellen.
Die Teilnehmer wurden zwar zufällig aus dem Einwohnerregister herausgepickt. Die Stadt hält die Auswahl trotzdem für repräsentativ. Jedes Alter, jede Postleitzahl, ob Stammkunde oder Gelegenheitsbesucher – jede Gruppe sei beteiligt gewesen. „Wir hatten die ganze Stadt vertreten“, sagt Hilmar Sturm von der Gesellschaft für Bürgergutachten.
Die Ergebnisse des viertägigen Workshops sind an sich nicht besonders überraschend: Die Münchner lieben ihren Viktualienmarkt und wollen deshalb auch nicht, dass daran groß herumgedoktert wird. So soll der Markt auf jeden Fall ein Lebensmittelmarkt bleiben. Eine Eventmeile oder ein gesichtsloses Gastro-Konglomerat lehnen die Münchner ab.
Trotzdem enthält das Bürgergutachten auch ein paar Verbesserungsvorschläge: Man müsste den Verkehr außen herum noch ein bisschen mehr beruhigen, heißt es darin. Eine Fahrradgarage wäre gut, ein paar mehr Ruhezonen, um sich vom geschäftigen Markttreiben auch mal zurückziehen zu können. Und vielleicht könnte man ja sogar die alten Stadtbäche, die unter dem Markt fließen, wieder sichtbar machen.
Was die grobe Struktur des Marktes angeht, finden es die Münchner offenbar dort am gemütlichsten, wo es besonders eng zugeht. Rund um das Honighäusl und an der Frauenstraße bei Exoten-Müller – also in den kleinteiligen Marktabschnitten I und III sehen die Münchner das Idealbild eines Marktes am besten verwirklicht.
Wenn es um einen tatsächlichen Markt-Umbau geht, wollen sich die Planer deshalb auch an diesem Ideal orientieren. Zwei recht fixe Baustellen gibt es nämlich schon: Im Abschnitt VI bei Fisch Witte ist die Bausubstanz dermaßen schlecht, dass die Stadt dort mit einem Neubau plant. Denkbar ist dort eine Art Viktualienhalle mit mehreren Läden oder eine Gruppe von neuen Ständen. Und auch im Abschnitt II beim Stand von Nymphenburger Sekt steht ein Umbau an.
Der Abschnitt II ist für Besucher, die von der Rosenstraße oder der Prälat-Zistl-Straße kommen, so etwas wie das Entree des Viktualienmarkts. Allerdings ist das Durcheinander mit Bushaltestelle, Pschorr-Biergarten und den Verkaufständen dort derzeit noch groß. Rainer Hofmann vom Büro Bogevisch, das mit einer Machbarkeitsstudie für die Markt-Sanierung beauftragt ist, will gemäß des Bürgergutachtens auch dort eine eher kleinteilige Lösung mit mehreren Ständen entwickeln.
Dass die Ideen aus dem Bürgergutachten umgesetzt werden, ist freilich nicht garantiert. Die Vorschläge sind für den Stadtrat nicht verbindlich. "Aber die Ergebnisse sind natürlich ein verbindlicher Baustein für das weitere Verfahren", wie der für die Münchner Märkte zuständige Kommunalreferent Axel Markwardt (SPD) sagt.
Die Ergebnisse des Bürgergutachtens werden nun im Detail analysiert und im Januar dem Stadtrat vorgestellt. Bis zum Frühsommer will das Büro Bogevisch dann auch seine Machbarkeitsstudie fertig haben. Dann könnte eine Entscheidung fallen.
Bis am Viktualienmarkt aber tatsächlich die Bagger anrücken, wird es noch einige Zeit dauern. Vor 2020 passiert nichts, heißt es aus dem Kommunalreferat. Wahrscheinlich werde es eher 2021."
[EN] "This is how the people of Munich wish for the Viktualienmarkt
In a citizens' workshop, Munichers thought about the future of the Viktualienmarkt. The results are sometimes quite surprising.
The Viktualienmarkt is as colourful as Munich itself. Everything can be found there side by side: liver cheese and champus, meatballs and caviar - nothing expresses the attitude to life in the city better than this market.
However: Things can't stay the way they are.
Many Standl are getting on in years. Hygiene and fire protection no longer meet the highest requirements everywhere. Especially the cellars are pretty run-down and dilapidated.
The city therefore wants to renovate the market in the next few years. But not just as they see fit and above the heads of the people of Munich. This time, the citizens should be able to have their say.
In mid-October, 118 people from Munich therefore sat together and spent four days discussing how they see the future of the market as part of a citizens' report.
The participants were randomly picked from the population register. Nevertheless, the city considers the selection to be representative. Every age, every postal code, whether regular customer or occasional visitor - every group was involved. "We represented the whole city," says Hilmar Sturm from the Society for Citizens' Reports.
The results of the four-day workshop are not surprising in themselves: The people of Munich love their Viktualienmarkt and therefore do not want it to be tampered with. In any case, the market should remain a food market. The people of Munich reject an event mile or a faceless gastronomic conglomerate.
Nevertheless, the Citizens' Report also contains a few suggestions for improvement: One would have to calm the traffic around a little more, it says. A bicycle garage would be good, a few more quiet zones to be able to retreat from the hustle and bustle of the market. And perhaps one could even make the old city streams flowing under the market visible again.
As far as the rough structure of the market is concerned, the people of Munich seem to find it most comfortable where things are particularly tight. Around the Honighäusl and on Frauenstrasse near Exoten-Müller - in other words in the small market sections I and III - the people of Munich see the ideal image of a market best realised.
When it comes to an actual market conversion, the planners therefore also want to orient themselves to this ideal. Two rather fixed construction sites already exist: In section VI at Fisch Witte, the building fabric is so bad that the city is planning a new building there. A kind of Viktualienhalle with several shops or a group of new stands is conceivable. And also in section II at the stand of Nymphenburger Sekt a reconstruction is planned.
Section II is something like the entrance to the Viktualienmarkt for visitors coming from Rosenstrasse or Prälat-Zistl-Strasse. However, the confusion with the bus stop, Pschorr beer garden and the stalls there is still great. Rainer Hofmann from the Bogevisch office, which has been commissioned with a feasibility study for the market renovation, wants to develop a rather small-scale solution with several stands there, according to the citizens' report.
Of course, it is not guaranteed that the ideas from the citizens' report will be implemented. The proposals are not binding on the City Council. "But the results are of course a binding building block for the further procedure," says Axel Markwardt (SPD), the municipal expert responsible for Munich's markets.
The results of the citizens' report will now be analysed in detail and presented to the city council in January. The Bogevisch office also wants its feasibility study to be completed by early summer. Then a decision could be made.
But it will still take some time before the excavators actually arrive at the Viktualienmarkt. According to the local authority, nothing will happen before 2020. "It's more likely to be 2021."
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