Gedenken an NS-Opfer: Erster Stolperstein in neuer Altstadt gelegt — Frankfurt am Main, Germany - News Article Locations on Waymarking.com

Gedenken an NS-Opfer: Erster Stolperstein in neuer Altstadt gelegt
von Claus-Jürgen Göpfert
Tod im Kalmenhof: In der neuen Frankfurter Altstadt wird ein Stolperstein zum Gedenken an Jakob Hess präsentiert.
Der alte Mann im Rollstuhl ist hellwach und präsent. Heinrich Pelkner erinnert sich noch gut an den Tag im August 1939, als das Telegramm nach Hause kam. "Da stand drin: Jakob ist im Anfall plötzlich verschieden", sagt der 90-Jährige. Es war ein standardisierter Text.
Die Familie ahnte Schlimmes. Denn Jakob Hess war als Epilepsie-Kranker von den nationalsozialistischen Behörden in die staatliche Heil- und Pflegeanstalt Kalmenhof bei Idstein im Taunus eingeliefert worden.
Die Mutter vermutete, daß ihr Sohn nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern im Rahmen der sogenannten "Euthanasie" ermordet worden war. "Wir hatten gehört, daß im Kalmenhof mit Giftspritzen gearbeitet wurde", erzählt Heinrich Pelkner.
Geklärt wurde das genaue Schicksal seines Bruders nie. Denn das Telegramm enthielt auch die Nachricht, daß die Leiche bereits eingeäschert worden sei. Am Mittwoch wird in der neuen Frankfurter Altstadt ein Stolperstein präsentiert, der vor dem Haus Markt 44 bereits in der Erde steckte.
Er soll die Erinnerung an das Schicksal von Jakob Hess wachhalten. Als Todesdatum wird der 19. August 1939 angegeben.
Sein heute 90-jähriger Bruder Heinrich weiß noch, daß Jakob zunächst mit den beiden anderen Brüdern zu Hause in der Familie wohnte. Anfang der 30er Jahre war man in die Altstadt umgezogen, in das damalige Haus Hinter dem Lämmchen 6. Es gab keine Probleme.
"Dann haben die Nazis die Gesetze verschärft", sagt Pelkner. Sein Bruder wurde im Jahr 1934 auf den Kalmenhof bei Idstein "zwangsverlegt". Er sah ihn niemals wieder.

Der Stolperstein für Jakob Hess wurde bereits am 25.4.2008 vor dem Haus Markt 44 verlegt. Dieses Gebäude (das Technisches Rathaus) wurde 2010 abgerissen. Im Zuge des Dom-Römer-Projekts wurden die Plätze und Straßenzüge Alter Markt, Hühnermarkt, Hinter dem Lämmchen und Neugasse mit ihren historischen Grundstücken und Innenhöfen weitgehend wiederhergestellt.


Remembrance of Nazi victim: First stumbling stone laid in new old town
by Claus-Jürgen Göpfert
Death in the Kalmenhof: A stumbling stone in memory of Jakob Hess is presented in Frankfurt's new Old Town.
The old man in the wheelchair is wide awake and present. Heinrich Pelkner still remembers the day in August 1939 when the telegram came home. It said, "Jakob died suddenly in a seizure" says the 90-year-old man. It was a standardized text.
The family suspected something bad. Jakob Hess, an epileptic, had been committed by the National Socialist authorities to the Kalmenhof state sanatorium and nursing home near Idstein in the Taunus region. The mother suspected that her son had not died a natural death, but had been murdered during the so-called "euthanasia". "We had heard that poisonous syringes were used in the Kalmenhof," says Heinrich Pelkner. The fate of his brother was never clarified. The telegram also contained the news that the body had already been cremated. On Wednesday, a stumbling stone will be presented in Frankfurt's new Old Town that was already laid in front of Haus Markt 44.
It is to keep alive the memory of the fate of Jakob Hess. The date of his death is 19 August 1939.
His now 90-year-old brother Heinrich still knows when Jakob initially lived with the other two brothers at home in the family. At the beginning of the 30's they had moved to the old town, to the former house Hinter dem Lämmchen 6. There were no problems.
"Then the Nazis tightened the laws," says Pelkner. In 1934, his brother was "forcibly transferred" to the Kalmenhof near Idstein. He never saw him again.

The stumbling stone for Jakob Hess was already laid on 25.4.2008 in front of the house Markt 44. This building (the Technical Town Hall) was demolished in 2010. In the course of the Dom-Römer project, the squares and streets Alter Markt, Hühnermarkt, Hinter dem Lämmchen and Neugasse with their historic properties and courtyards were largely restored.