Quelle: EXPRESS - EXPRESS-Serie "Lost Places": Die wechselhafte Geschichte des Windeckbunkers, von Alexander Kuffner, 05.06.2015
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Bonn - Heute wirkt er wie eine alte Bausünde, zugewuchert mit Pflanzen. Man geht achtlos daran vorbei. 1945 jedoch hob sich der Windeckbunker in der Budapester Straße wie eine Trutzburg von der ausgebombten Innenstadt ab.
Am 8. März 1945 drängeln sich rund 5000 Bonner hinter seinen zwei Meter dicken und 21,5 Meter hohen Mauern – ausgelegt ist er für 843 Personen. Es ist extrem eng und heiß, Gestank hängt in der Luft. Man harrt auf die Ankunft der Amerikaner, befürchtet, dass Bonn vorher sturmreif gebombt wird.
Doch zum Glück kam alles anders an diesem Tag. Das 16. Infanterieregiment der US-Army überrollte die linksrheinischen Stadtgebiete, nahm sie sozusagen im Handstreich. Die schlecht ausgerüsteten, kampfmüden Deutschen setzten dem nicht viel entgegen.
Die Sprengung der Rheinbrücke wurde noch aus dem Windeckbunker befohlen, in dem auch der Führungsstand des Oberbürgermeisters und die Luftschutzzentrale untergebracht waren. 56 Deutsche und sechs Amerikaner fielen im Kampf um Bonn – dann war die Stadt erobert.
Wie so viele seiner Kollegen stand der sechsstöckige Bunker-Riese nach dem Krieg ungenutzt herum. Der Wiederaufbau der Stadt, das Wirtschaftswunder – alles wichtiger, als sich um Altlasten aus Kriegstagen zu kümmern.
1990 wurde der fensterlose Klotz im Herz der Innenstadt aus dem Dornröschenschlaf geweckt – ausgerechnet als Notunterkunft für rumänische Asylbewerber! Nach Protesten wurde diese Zwischennutzung schnell wieder eingestellt.
In den kommenden beiden Jahrzehnten zog er immer wieder Künstler an. 1997 waren Proberäume für Bands im Gespräch, 2001 der Einzug des „NRW Forschungszentrum Fotografie“.
Im Herbst 2012 sollten gar ein Gemeinschaftsgarten für die Bonner auf dem flachen Bunkerdach entstehen. Doch bis auf einige zeitlich begrenzte Ausstellungen wurde keiner der Pläne realisiert.
Noch vor einem Jahr verhandelte die Stadt mit Kultur- und Gastrobetreibern: der Bunker als Party-Location mit eingebautem Lärmschutz. Diese Idee liegt laut Stadtverwaltung aber schon wieder auf Eis: Brandschutzgründe, fehlende Rettungswege, problematische Belüftung, Schimmel.
Auch ein Investor, der entweder den extrem mühsamen Abriss des Klotzes oder seine Umwandlung in ein Wohnhaus finanzieren würde, hat sich bisher nicht gefunden.
Immer noch steht der längst grün überwucherte Windeckbunker also wie eine vergessene Bausünde mitten in der wuselnden Innenstadt – und das wohl noch sehr lange."
Source: EXPRESS - EXPRESS-Serie "Lost Places": Die wechselhafte Geschichte des Windeckbunkers, von Alexander Kuffner, 05.06.2015
With the help of Google translate:
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Bonn - Today he looks like an old constructional sin, overgrown with plants. You pass it without a thought. In 1945, however, the Windeckbunker in the Budapest street rose like a stronghold from the bombed-out city center.
On March 8, 1945, about 5,000 citizens of Bonn pushed behind its two-meter-thick and 21.5-meter-high walls - designed for 843 people. It is extremely tight and hot, stench all around. One awaits the arrival of the Americans, fearing that Bonn will be bombed before.
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Like so many of his colleagues, the giant stood around unused after the war. The reconstruction of the city, the economic miracle - all more important than to deal with the "contaminated sites" of war.
In 1990, the windowless log was awakened in the heart of the city center as a shelter for Romanian asylum seekers! After protests this intermediate use was quickly stopped again.
During the following two decades, the building always attracted artists. In the autumn of 2012, a common garden for the Bonners was to be built on the flat bunker roof. However, with the exception of some temporary exhibitions, none of the plans were realized.
A year ago, the city negotiated with cultural and gastronomic operators: the bunker as a party location with built-in noise protection. This idea, however, according to the city administration is already on ice: fire protection reasons, lack of rescue routes, problematic ventilation, mold.
Even an investor who would either finance the extremely tedious demolition of the log or its conversion into a residential house has not yet been found.
Still, the overgrown Windeckbunker is still standing like a forgotten construction site in the midst of the bustling city center - and probably for a very long time."