[DE]
1871 erfolgte die Gründung des Werkes in Dessau durch Maximilian und Emil Fleischer als Dessauer Actien Zucker Raffinerie. Zweck des Betriebes war es, Zucker aus Melasse nach dem Strontianverfahren zu gewinnen. 1895 wurde die Aktiengesellschaft in die Dessauer Zuckerraffinerie GmbH umgewandelt und die Zweigniederlassung Strontian- und Potasche-Fabrik Rosslau a.E. gegründet. Ab 1896 stellte man aus Stickstoffverbindungen der Schlempe, einem Abfallprodukt der Melasse-Entzuckerung damals sogenanntes Ferrocyanatrium her.
Die bei der Herstellung von Leuchtgas im Gaswerk Dessau der Contigas anfallende Blausäure sollte die Dessauer Zuckerraffinerie GmbH weiterverarbeiten. Es wurden darüber Verhandlungen geführt. Am 11. September 1921 wurde die Dessauer Werke für Zucker und Chemische Industrie AG im Volksmund Fine gegründet. Die Dessauer Zuckerraffinerie GmbH wurde ein Teil von ihr. Grund dafür war die weitere Finanzierung der Firmen mit ca. 1600 Beschäftigten. 1922 führte die Degesch Verhandlungen mit der Dessauer Zuckerraffinerie GmbH über die Produktion des Zyklon B. Eine Versuchsanlage wurde errichtet. Die Versuche begannen am 18. April 1924. Am 12. November 1924 erfolgte die Genehmigung zur Herstellung durch die Behörden. In den Akten der Gewerbepolizei findet sich die Verfahrensbeschreibung:
„Das neue Verfahren unterscheidet sich von der bisher in der alten Anlage vorgenommenen Bindung des Cyanwasserstoffes (Blausäure) an Natrium oder Kalisalze allerdings lediglich dadurch, dass der flüssige Cyanwasserstoff unter Verschluss in mit Kieselgur gefüllte dichte Blechbüchsen gebracht wird und von der Kieselgur aufgesaugt wird. Während nun aber bei der fertigen Cyansalzen der alten Anlage ein Verdunsten der Blausäure infolge chemischer Bindung ausgeschlossen ist, ist dies bei dem neuen Schädlingsbekämpfungsmittel nicht der Fall, sondern die Wirksamkeit dieses Mittels beruht gerade auf der schnellen Entweichung der von der Kieselgur aufgesaugten Blausäure, die, soweit es sich um geschlossene Räume handelt, bei Einatmung zu den schwersten Folgen führen kann.“
In einem Vertrag zwischen Degussa, Degesch und der Dessauer Zuckerraffinerie vom 26. November 1927 wird eine Herstellungsmenge von 100.000 kg monatlich angestrebt, was eine Vergrößerung der Produktion bedeutete. 1928 wurde deshalb bei der Gewerbeaufsicht Dessau ein Antrag auf Hallenerweiterung gestellt.
Von 1929 an erfolgten weitere Beteiligung: Zucker-Raffinerie Hildesheim GmbH (50 %), Louisen-Grube Kohlenwerk und Ziegelei AG Bitterfeld (32 %), Gebrüder Dippe AG Quedlinburg (25 %), Zuckerfabrik Glauzig (27 %) und der Löwenwerke AG Heilbronn (55 %).
Der einzige Abnehmer von Zyklon B war die Degesch, die auch Patentinhaberin war. Sie stellte auch Anlagen und Maschinen zu Verfügung. Zyklon B wurde mit und ohne Zusatz von Warnstoffen in Dessau hergestellt. Das Produkt wurde zur Durchgasung von Mühlen, Schiffen, Kühlhäusern und zur Entlausung in Massenunterkünften hergestellt. Allein für die Kriegsindustrie schätzte man 1943 den Bedarf auf 80 Tonnen. Exporte gingen 1943 in die Türkei, die Schweiz und nach Schweden. Zyklon B wurde ab 1942 – hauptsächlich im KZ Auschwitz-Birkenau – auch zum Massenmord benutzt.
1948 wurde die bei Luftangriffen am 7. März 1945 völlig zerstörte Firma enteignet und produzierte dann unter dem Namen VVB Zuckerraffinerie Dessau. 1951 wurde die Blausäureanlage wieder aufgebaut; der Betrieb stellte ab 1952 als VEB Gärungschemie Dessau bis 1969 das Präparat als „Cyanol“ Schädlingsbekämpfungsmittel her. Danach wurde die Produktion nach Schwedt abgegeben.
Während der DDR-Zeit produzierte das Werk hauptsächlich Futterhefe, Alkohol und Kohlensäure, die in einem Gärhaus aus Melasse hergestellt wurden. In einer Abteilung wurden auch Barium gewonnen und Bariumverbindungen verarbeitet.
2003 wurde das Unternehmen aufgelöst. Teile des Betriebes wurden abgerissen. Das Hauptgebäude wurde mehrfach umgenutzt und wird jetzt als "Kulturfabrik" betrieben.
[EN]
1871 saw the establishment of the factory in Dessau by Maximilian Fleischer and Emil as Dessauer Actien sugar refinery. Purpose of the operation was to win sugar from molasses after Strontianverfahren. 1895 Aktiengesellschaft was converted into the Dessauer sugar Raffinerie GmbH and the branch strontia and potash factory Rosslau a.e. founded. From 1896 were prepared from nitrogen compounds of vinasse, a waste product of the molasses-sugaring time called Ferrocyanatrium ago.
The waste in the production of coal gas in gasworks Dessau of Contigas cyanide should process the Dessauer sugar Raffinerie GmbH. There were conducted about negotiations. On September 11, 1921, the Dessau Plant for Sugar and Chemical Industry AG was founded popularly Fine . The Dessauer sugar Raffinerie GmbH became a part of it. This was due to the continued funding of companies with about 1600 employees. 1922 led the Degesch negotiations with the Dessau GmbH sugar refinery on the production of Zyklon B. A pilot plant was built. The trials began on April 18, 1924. On November 12, 1924, the approval for the production by the authorities took place. In the files of the police to find the commercial process description:
"The new method differs from the previously made in the old facility binding of hydrogen cyanide (prussic acid) of sodium or potassium salts, however, only in that the liquid hydrogen cyanide is brought under lock and in-filled with diatomaceous tight Tins and is absorbed by the diatomaceous earth. But while in the finished Cyansalzen the old plant evaporation of hydrocyanic acid is excluded as a result of chemical binding, this is at the new pesticides not the case, but the efficacy of this agent is based just on the fast leakage occurs, the sucked from the diatomaceous earth cyanide which insofar as it concerns closed spaces, can lead to serious consequences if they are inhaled. "
In an agreement between Degussa, Degesch and Dessauer sugar refinery from November 26, 1927 a production volume of 100,000 kg aimed month, which meant an increase in production. therefore 1928 an application was submitted on hall extension at the Labour Inspectorate Dessau.
From 1929 made further participation: sugar refinery Hildesheim GmbH (50%), Louise-pit coal plant and brickworks AG Bitterfeld (32%), brothers Dippe AG Quedlinburg (25%), sugar factory Glauzig (27%) and the lion Werke AG Heilbronn (55%).
The only purchasers of Zyklon B was the Degesch, which was also proprietor. She also plants and machines available. Zyklon B was prepared with and without addition of warning substances in Dessau. The product was prepared for fumigation of mills, vessels, cold stores and for delousing in mass accommodation. But for the war industry was estimated in 1943 the need to 80 tonnes. Exports fell in 1943 in Turkey, Switzerland and Sweden. Zyklon B was from 1942 - mainly in the Auschwitz concentration camp - also used for mass murder.
1948 completely destroyed in air raids on March 7, 1945 company was expropriated and then produced under the name VVB Zuckerraffinerie Dessau. 1951 hydrogen cyanide plant was rebuilt; the plant produced from 1952 as VEB Gärungschemie Dessau to 1969, the preparation as "Cyanol" Pesticides ago. Thereafter, production to Schwedt was issued.
During the communist era, the plant mainly produced fodder, alcohol and carbon dioxide, produced in a vat house from molasses. In a department and barium were obtained and processed barium.
2003, the company was dissolved. Parts of the premises were demolished. The main building was converted several times and is now operated as a "culture factory".
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