Hilde und Dr. Julius Merzbacher — Öhringen, Germany
Posted by: prussel
N 49° 12.027 E 009° 30.047
32U E 536481 N 5449859
Stolpersteine für Hilde Merzbacher, geborene Haymann, und Dr. Julius Merzbacher vor dem Haus Marktstraße 3 in Öhringen
Waymark Code: WM15EW3
Location: Baden-Württemberg, Germany
Date Posted: 12/22/2021
Views: 1
HIER WOHNTE
HILDE
MERZBACHER
GEB. HAYMANN
JG. 1898
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET 1943 IN
LUBLIN–MAJDANEK
HIER WOHNTE
DR. JULIUS
MERZBACHER
JG. 1890
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET 1943 IN
LUBLIN–MAJDANEK
Julius Merzbacher kam 1890 in Öhringen auf die Welt. Sein Vater war Handelsmann und kam aus Berlichingen, seine Mutter stammt aus dem bayrischen Heinsfarth im Donau-Ries-Kreis bei Oettingen. Die Familie wohnte in der Marktstraße 3.
Er besuchte das Progymnasium, legte in Heilbronn mit Preis das Abitur ab und hat sein Medizinstudium 1913 abgeschlossen. Beim Kriegsausbruch 1914 meldete er sich freiwillig zum Wehrdienst und arbeitete als Arzt und Soldat an verschiedenen Stellen an der Front im ersten Weltkrieg. Dafür bekam er zwei besondere Auszeichnungen. Er kehrte als Oberarzt nach Öhringen zurück. Ab 1919 war er praktischer Arzt in Öhringen. Julius heiratete in Konstanz am 26. März 1923 Hilde, geborene Haymann. Sie war am 28.12.1898 in Konstanz auf die Welt gekommen. Am 1. Mai 1924 kam Sohn Rudolf und am 11. Juni 1928 der zweite Sohn Werner in Öhringen zur Welt.
Dr. Julius Merzbacher wurde 1938 in einem Schauprozeß wegen angeblicher Körperverletzung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Danach verkaufte die Familie das Anwesen und zog in die Heimatstadt der Frau, nach Konstanz, um. Er versuchte in Konstanz mit geringem Erfolg wieder eine Arztpraxis zu eröffnen. Dr. Julius Merzbacher wurde mit anderen Juden aus Deutschland nach der "Reichskristallnacht" in das KZ Dachau gebracht. Nach der Entlassung im Dezember 1938 wollte er Deutschland verlassen. Die geplante Auswanderung nach England scheiterte 1939 mit Ausbruch des 2. Weltkrieges. Am 22. Oktober 1940 wurden Dr. Julius Merzbacher und seine Frau Hilde mit dem Zug in das französische Internierungslager Gurs im unbesetzten Teil Frankreichs gebracht. Am 6. März 1943 wurden sie von hier aus in das KZ nach Lublin-Majdanek deportiert und dort ermordet. Im Jahr 1945 wurden sie amtlich für tot erklärt.
Den beiden Söhnen gelang 1939 von Konstanz aus die Flucht in die Schweiz.
Die Verlegung der Stolpersteine vor dem Haus Marktstraße 3 in Öhringen erfolgte im November 2011.
Quelle: Juden in Öhringen - Arbeitskreis ehemalige Synagoge Öhringen