Hedwig Kohn, Julius Kohn, Mathilde Kohn — Kempten (Allgäu), Germany
Posted by: prussel
N 47° 43.600 E 010° 18.870
32T E 598571 N 5286757
Stolpersteine für Hedwig Kohn, Julius Kohn und Mathilde Kohn, geb. Laudenbacher, vor dem Haus Klostersteige 11 in Kempten (Allgäu)
Waymark Code: WM1421F
Location: Bayern, Germany
Date Posted: 03/30/2021
Views: 5
HIER WOHNTE
MATHILDE KOHN
GEB. LAUDENBACHER
JG. 1858
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 18.9.1942
HIER WOHNTE
JULIUS KOHN
JG. 1880
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
PIASKI
HIER WOHNTE
HEDWIG KOHN
JG. 1885
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
PIASKI
Das Schuhhaus der Familie Kohn gehörte zu den bekanntesten Geschäften in der Kemptener Innenstadt. Der jüdische Kaufmann Leopold Kohn gründete das Unternehmen 1878 in Memmingen und eröffnete im Sommer 1889 mit seiner Frau Mathilde das Schuhhaus mit zwei Abteilungen an der Königstraße und an der Klostersteige (im Bachschmidhaus). Nach seinem Tod 1928 übernehmen seine Kinder Bruno, Julius und Hedwig die Geschäfte.
Nach der Judenhetze am 9. November 1938 werden die Schuhgeschäfte geschlossen, Bruno kommt ins Gefängnis an der Weiherstraße und Julius Kohn einige Zeit ins KZ Dachau. Die Geschäfte werden wenig später "arisiert", den Zuschlag erhält der Konkurrent Gensler.
Im Mai 1939 müssen Julius und Hedwig mit ihrer Mutter das Zuhause an der Klostersteige (heute Modehaus Reischmann) verlassen und in die Sandstraße umziehen. Sie halten sich mit Gelegenheitsarbeiten wie Straßenfegen, Kartonfalten und Schreibarbeiten am Überleben. Bruno wohnt mit seiner Frau Katharina und den beiden Kindern Margot und Rolf bis 1941 in der Promenadestraße. Als ihn Bankier Baumgartner einstellen will, verfügt die damalige Kemptener Stadtverwaltung: "Kohn darf nicht zusammen mit deutschen Büroangestellten im gleichen Büroraum beschäftigt werden."
Drei Jahre schlagen sich die Geschwister in Kempten durch, dann kommt der Befehl zur Deportation. Am 31. März 1942 werden die Geschwister Hedwig und Julius mit dem ersten Kemptener "Judenzug" ins Sammellager München-Milbertshofen gebracht. Von dort führt der Leidensweg weiter ins Vernichtungslager Piaski, wo sie verschollen sind. Ihr Schicksal blieb bis heute ungewiß.
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