Hermann Broch - Wien, Austria
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N 48° 12.856 E 016° 22.410
33U E 602030 N 5341026
Österreichischer Schriftsteller / Austrian writer
Waymark Code: WMVW8D
Location: Wien, Austria
Date Posted: 06/02/2017
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< DE >

Auf dem Haus Franz-Josefs-Kai 37 befindet sich eine Gedenktafel mit folgender Inschrift:

In diesem Haus wurde der Dichter
HERMANN BROCH
am 1. November 1886 geboren

Österr. Gesellschaft für Literatur

Über Hermann Broch:

Hermann Broch (* 1. November 1886 in Wien; † 30. Mai 1951 in New Haven, Connecticut) war ein österreichischer Schriftsteller.

Sein Schaffen ist durch die Einführung neuer Stilelemente (z. B. innerer Monolog) sowie durch die Reflexion wissenschaftlicher Erkenntnisse, Forschungen oder Träume in seinem Werk gekennzeichnet. Er befasste sich u. a. intensiv mit James Joyce, über den er den Essay James Joyce und die Gegenwart (1935) schrieb.

In der Romantrilogie Die Schlafwandler (1930/32) stellte er den Zerfall der Werte und der Persönlichkeit dar. Broch zeigt typische Reaktionen auf den Religions- und Sinnverlust der modernen Gesellschaft. Im ersten Teil der Trilogie (Pasenow oder die Romantik) wird die romantisch-nostalgische Sicht (bei Leugnung der faktischen Realität) gestaltet; im zweiten Teil (Esch oder die Anarchie) taumelt der Held orientierungslos von einem Wertesystem ins andere, ohne für seine religiösen Sehnsüchte einen Halt finden zu können; der dritte Teil (Huguenau oder die Sachlichkeit) führt ein sachlich-zynisches Verhalten vor Augen: alle Wertsysteme werden der obersten Maxime des kommerziellen Gewinns untergeordnet. Das Buch gehört zu den wichtigsten Werken des europäischen modernen Romans und wird oft in eine Reihe gestellt mit Joyce' Ulysses, Heinrich Manns Kaiserreich-Trilogie, Thomas Manns Zauberberg, Döblins Berlin Alexanderplatz, Musils Mann ohne Eigenschaften, Dos Passos Manhattan Transfer und Gides Les Faux-monnayeurs. Es ist in seinem Anspielungsreichtum, seiner Vielschichtigkeit und dichterischen Symbolstärke immer wieder eine Herausforderung für die Interpreten. Galt der Roman, der Brochs erfolgreichstes und international verbreitetstes Werk ist, lange Zeit als typisches Buch der Klassischen Moderne, so betont die jüngere Forschung zunehmend auch die Anklänge an postmoderne Schreibweisen.

Diesem Erstlingswerk ließ Broch einen kleineren Roman mit dem Titel Die Unbekannte Größe (1933) folgen. Dort werden Fragen der rationalen Lebensbewältigung in einer irrationalen Welt diskutiert, wobei die Umbrüche in der theoretischen Physik der 1920er Jahre und neue Erkenntnisse in der Mathematik (mit beiden Wissensbereichen war Broch vertraut) eine große Rolle spielen.

Zu den Arbeiten der frühen 30er Jahre gehören auch Brochs Dramen: die Tragödie Die Entsühnung (soziale Konflikte zur Zeit der Weimarer Republik) und die Komödie Aus der Luft gegriffen oder Die Geschäfte der Baron Laborde. In beiden werden die tragischen bzw. komischen Aspekte einer Gesellschaft geschildert, die unter die Dominanz ökonomischer Mächte geraten ist. Brochs lyrisches Werk aus den dreißiger Jahren, im Zusammenhang mit der zeitgenössischen Naturlyrik zu sehen, blieb bisher weitgehend unbeachtet.

Im nie ganz abgeschlossenen sogenannten Bergroman (von Broch vorgeschlagener Titel: Demeter oder die Verzauberung) beschrieb Broch den Einbruch einer irrationalen Macht in ein alpines Bergdorf, der zu Ritualmord und Massenwahn führt. Das Buch, dessen erste Fassung Ende 1935 abgeschlossen wurde, ist ein Beispiel des symbolisch-parabelhaften antifaschistischen Romans der dreißiger Jahre. Das Buch enthält neben der politischen auch eine mythisch-religiöse Ebene. Mutter Gisson, die Gegenfigur zum diktatorischen Marius Ratti, trägt Demeterzüge.

Die Arbeit an dem Roman hatte Broch 1936/37 unterbrochen, um seine Völkerbund-Resolution zu schreiben. Damit wollte er den Völkerbund aufrufen, sich für die Verteidigung der Menschenwürde und der Menschenrechte einzusetzen, um dem Totalitarismus Hitlers und Stalins Einhalt zu gebieten. Broch versuchte eine Reihe humanitärer Organisationen zur Unterstützung der Resolution zu gewinnen, doch gelang ihm das nicht. Er griff im amerikanischen Exil bei seinen Arbeiten zu den internationalen Menschenrechten auf diese Resolution, die er damals nicht veröffentlicht hatte, zurück.

Broch schrieb insgesamt drei Fassungen des Romans. Die erste, die Rohfassung, war 1935 fertiggestellt. Heinrich Eduard Jacob (1889–1967) hatte das Typoskript auf seinem Weg in die Emigration im Juli 1939 in London von Stefan Zweig (1881–1942) übernommen und nahm es mit nach New York. Am 16. August 1939 händigte Jacob das Manuskript an Broch aus. Das Fragment der zweiten Fassung des Romans, an der der Autor mit Unterbrechungen von 1936 bis 1938 gearbeitet hatte, war Frank Thiess vor Brochs Flucht aus Österreich übergeben worden. Thiess schickte es noch im Sommer 1938 über die Schweiz an Broch, der damals zwei Monate lang bei seinen Übersetzern Edwin und Willa Muir in St. Andrews/Schottland lebte. Schließlich nahm Broch die Arbeit an dem Stoff 1951 noch einmal auf, ohne sie jedoch beenden zu können. Der Roman wurde erstmals 1953 von Felix Stössinger – philologisch höchst anfechtbar – unter Verwendung dieser drei Fassungen, von denen Broch die ersten beiden verworfen hatte, als Band 4 der Gesammelten Werke (Rhein-Verlag Zürich) aus dem Nachlass herausgegeben, Titel Der Versucher. Die erste Fassung erschien 1967 unter dem Titel Die Verzauberung. Sie gab Barbara Frischmuth die Anregung zu ihrer Demeter-Trilogie.

1937 entstand (als Rundfunksendung) die erste Novellen-Fassung des späteren Vergil-Romans mit dem Titel Die Heimkehr des Vergil. Als Broch im März 1938 in Haft genommen wurde, arbeitete er bereits an der dritten Fassung dieser Novelle unter dem Arbeitstitel Erzählung vom Tode. Erst im amerikanischen Exil arbeitete er das Projekt zu einem umfangreichen Roman aus (Der Tod des Vergil, 1945). Broch zog darin eine „Parallele zwischen der kulturellen Umbruchszeit des Augusteischen Zeitalters und seiner Gegenwart“. Wie damals, meinte Broch, ging eine alte Kultur zu Ende, und die Konturen einer neuen (mit einem wiederkehrenden religiösen Zentrum) deuteten sich an. In den Monologen des sterbenden Vergil rechnet er mit der Kultur der untergehenden Epoche ab. Seine Traumvisionen durchschweben Bilder, die ihn in seiner Hoffnung auf den Beginn einer neuen Menschheitsepoche bestärken. Was den Stil des Buches betrifft, so wechseln Szenen von derber Realistik (Schilderung der Elendsgasse) mit politischen Diskussionen (Gespräch mit Kaiser Augustus) und hymnisch-lyrischen Passagen (Schicksals-Elegien und Traumsequenzen) ab. Die Gestapo-Haft hatte Broch unmittelbar in seiner Existenz bedroht. Es war ein Zustand, so schrieb er, „der mich zwingender und zwingender zur Todesvorbereitung, zu sozusagen privater Todesvorbereitung nötigte. Zu einer solchen entwickelte sich die Arbeit am Vergil …“

Es war vor allem eine innere psychische Arbeit, die Broch hatte leisten müssen, um die Lebensbedrohungen zu bewältigen, die er – selbst mit Hilfe einer langen Psychoanalyse – nicht hatte abwenden können. Psychologische Überlegungen zu diesem überwältigenden Werk haben versucht, die Wege dieser intrapsychischen Arbeit nachzuzeichnen, die schließlich zur Individuation des Protagonisten führen (Aniela Jaffé). Einen Prozess der inneren Reifung beschreibt auch der Psychoanalytiker Gerhard Dahl, wenn Broch in seinem Roman an dem Protagonisten Vergil gleichnishaft den Zusammenbruch der Abwehr von prägenitalen Ängsten darstellt (die „Elendsgasse“ als Symbol archaischer Ängste in der Urszene), ein Zusammenbruch, der zugleich auch „stufenweise“ einen Entwicklungsprozess ermöglicht. Der Tod muss am Ende des Romans nicht mehr als unzumutbare Kränkung des Narzissmus erlebt werden, sondern kann als glückliche Vereinigung mit der All-Mutter (Die Heimkehr) phantasiert werden.

Im amerikanischen Exil gehörten Thomas Mann und Albert Einstein zu seinen Freunden. Beide bestärkten Broch darin, seine bereits in Österreich begonnenen Arbeiten zu einer Massenpsychologie (vergleiche seine „Massenwahntheorie“) weiter zu verfolgen. Diese große Arbeit blieb fragmentarisch und wurde erst nach seinem Tod aus seinem Nachlass veröffentlicht. Während der Emigrationszeit setzte Broch sich auch intensiv mit Fragen der Demokratie, des Totalitarismus, der „Totalwirtschaft“ und der internationalen Menschenrechte auseinander, Themen, zu denen er noch heute aktuelle Aufsätze schrieb.

Zu seinen essayistischen Glanzleistungen gehört das Buch Hofmannsthal und seine Zeit, an dem er vor allem in den Jahren 1947 und 1948 schrieb. Darin analysiert er die Kultur des alten Österreichs im späten 19. Jahrhundert, die Zeit des Liberalismus und der Wiener Moderne, wobei er den Begriff der „fröhlichen Apokalypse“ prägte. Hofmannsthals Leben und Werk wird vor dem Hintergrund dieser untergehenden Kultur konturiert. Broch vergleicht Hofmannsthals Werk mit dem von Karl Kraus und macht deutlich, dass seine Sympathie der Absolut-Satire von Kraus gilt.

Kurz vor seinem Tod erschien 1950 sein letzter Roman Die Schuldlosen. In diesem Roman in elf Erzählungen sichtet er die Jahrzehnte zwischen 1913 und 1933 in Deutschland zeitkritisch. Das Buch enthält die legendäre Geschichte der Magd Zerline, die Hannah Arendt bei Erscheinen des Romans eine der schönsten Liebesgeschichten der Weltliteratur nannte. Als Einakter in Paris seit 1986 mit Jeanne Moreau in der Hauptrolle aufgeführt, erlangte die Geschichte Weltruhm.

Quelle und weitere Informationen: de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Broch

 
< EN >

On the house Franz-Josefs-Kai 37 there is a memorial plaque with the following inscription:

In this house the poet
HERMANN BROCH
was born on 1 November 1886

Austrian Society for literature

About Hermann Broch:

Hermann Broch (November 1, 1886 – May 30, 1951) was a 20th-century Austrian writer, considered one of the major Modernists.

One of his foremost works, The Death of Virgil (Der Tod des Vergil) was first published in 1945 simultaneously in its original German and in English translation. Having begun the text as a short radio lecture in 1937, Broch expanded and redeveloped the text over the next eight years of his life, which witnessed a short incarceration in an Austrian prison after the Austrian Anschluss, his flight to Scotland via England, and his eventual exile in the United States. This extensive, difficult novel interweaves reality, hallucination, poetry and prose, and reenacts the last 18 hours of the Roman poet Virgil's life in the port of Brundisium (Brindisi). Here, shocked by the balefulness (Unheil) of the society he glorifies in his Aeneid, the feverish Virgil resolves to burn his epic, but is thwarted by his close friend and emperor Augustus before he succumbs to his fatal ailment. The final chapter exhibits the final hallucinations of the poet, where Virgil voyages to a distant land at which he witnesses roughly the biblical creation story in reverse.

The French composer Jean Barraqué composed a number of works inspired by The Death of Virgil.

Erich Heller observed that if "The Death of Virgil is his masterpiece... it is a very problematical one, for it attempts to give literary shape to the author's growing aversion to literature. In the very year the novel appeared, Broch confessed to 'a deep revulsion' from literature as such – 'the domain of vanity and mendacity'. Written with a paradoxical, lyrical exuberance, it is the imaginary record of the poet’s last day and his renunciation of poetry. He commands the manuscript of the Aeneid to be destroyed, not because it is incomplete or imperfect but because it is poetry and not 'knowledge'. He even says his Georgics are useless, inferior to any expert treatise on agriculture. His friend the Emperor Augustus undoes his design and his works are saved." (Erich Heller, "Hitler in a very Small Town", New York Times, January 25, 1987.)

Other important works by Broch are The Sleepwalkers (Die Schlafwandler, 1932) and The Guiltless (Die Schuldlosen, 1950). The Sleepwalkers is a trilogy, where Broch takes "the degeneration of values" as his theme. The trilogy has been praised by Milan Kundera, whose writing has been greatly influenced by Broch. Broch demonstrates mastery of a wide range of styles, from the gentle parody of Theodor Fontane in the first volume of The Sleepwalkers through the essayistic segments of the third volume to the dithyrambic phantasmagoria of The Death of Virgil.

Source and further information: en.wikipedia.org/wiki/Hermann_Broch

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