[DE] "Dänen feiern ihre Jahrhundert-Brücke
Volksfest auf dem Großen Belt
"Auf die Plätze, fertig, Fehlstart!" schrieb die Zeitung "Jyllands-Posten" am Freitag zur Eröffnung der 18 Kilometer langen Brücken-Verbindung über den Großen Belt.
Bei der inoffiziellen Freigabe von Dänemarks Jahrhundert-Bauwerk mußten 20 000 Radler am Vortag lange warten, ehe Bauarbeiter den letzten Bauschutt von der Fahrbahn geräumt hatten. Sie waren nur die Vorhut. Am Wochenende werden 200.000 bis 300.000 Besucher erwartet, wenn die Fertigstellung des Jahrhundert-Baus mit einem dreitägigen Volksfest gefeiert wird. Den Startschuß gab Kronprinz Frederik.
Offizielle Einweihung durch Königin Margrethe II.
Fußgänger, Radfahrer und Rollschuhläufer nehmen dabei die Verbindung zwischen den Inseln Seeland und Fünen für ein paar Tage in Besitz, ehe nach der offiziellen Einweihung durch Königin Margrethe II. eine Woche später 10.000 Autos täglich in beide Richtungen rollen werden. Dänemarks mit Abstand wichtigste Verkehrsverbindung zwischen der Hauptstadt Kopenhagen auf Seeland und dem dänischen Festland in Jütland verkürzt sich damit um gut eine Stunde.
Die Ingenieure sind besonders stolz auf die 6,8 Kilometer lange Ostbrücke mit einem freien Spann in der Mitte über 1,6 Kilometer. Sie ist die zweitgrößte ihrer Art in der Welt. Hinzu kommen beiderseits der Insel Sprogö in der Mitte ein acht Kilometer langer Eisenbahntunnel am östlichen Ende und eine kombinierte Auto- sowie Eisenbahnbrücke im westlichen Teil über 6,6 Kilometer.
Boom von Reisenden erwartet
Seit einem Jahr schon verkehrt die Bahn. Bei der dänischen Staatsbahn DSB wurde seitdem eine Steigerung der Passagierzahlen um 60 Prozent auf 20.000 täglich registriert. Der Brückenbetreiber Storebelt A/S erwartet, daß auch die Reiselust der Autofahrer mit der wesentlich schnelleren Verbindung zwischen Ost- und West-Dänemark drastisch wachsen wird. Im Jahre 2001 erwartet man eine Steigerung um ebenfalls 60 Prozent auf täglich 17.000 Benutzer.
Beim Startschuß für die Bauarbeiten vor zehn Jahren gab es heftige Kritik wegen der zu erwartenden Umweltbelastung durch zusätzlichen Straßenverkehr. Experten bezweifelten auch, ob die angestrebte Finanzierung des 29 Milliarden Kronen (7,5 Milliarden Mark) teuren Baus allein durch Benutzer-Gebühren innerhalb von 40 Jahren realistisch sei.
Kritik an Finanzierung verstummt zunehmend
Seit dem Erfolg der Bahnverbindung über und unter dem Großen Belt sind diese Stimmen weitgehend verstummt. Nachdem auch die 20 Kilometer lange Öresund-Verbindung zwischen Kopenhagen und Malmö in Schweden kurz nach der Jahrtausendwende fertig sein wird, richtet sich die Aufmerksamkeit der Dänen immer mehr auf die Frage, wann die feste Verbindung über die Ostsee nach Deutschland Wirklichkeit wird.
Zwar gibt es schon seit den achtziger Jahren Absichtserklärungen aus Bonn und Kopenhagen, daß auch der fast 25 Kilometer breite Fehmarn-Belt zwischen Puttgarden in Schleswig-Holstein und dem dänischen Rödby mit Brücke und/oder Tunnel überbrückt werden soll. Dann aber folgt viel Leerlauf. In den letzten Monaten allerdings kursierten in dänischen Medien wieder neue "optimistische" Berechnungen zu erwartender Verkehrsströme, mit denen Bonn in absehbarer Zeit für ein Bauvorhaben gewonnen werden soll.
Abschied von der "Fähren-Kultur"
Wenn alle drei Querungen über den Großen Belt, den Öresund und den Fehmarn-Belt Wirklichkeit sind, müssen die Dänen endgültig Abschied von ihrer "Fähren-Kultur" nehmen. Das fällt vielen nicht leicht. Die Unterbrechnung längerer Autofahrten mit mitgebrachten Stullen und einer Tasse Kaffee auf der Fähre galt als liebenswerter und schwer verzichtbarer Teil des dänischen Alltags. So sieht es auch Poul Dissing, einer der populärsten Sänger im Lande. Deshalb war er immer gegen den Bau der Brücke über den Großen Belt. Allerdings mit einer Einschränkung: "Wenn ich spät abends hundemüde vom Konzert in Jütland nach Kopenhagen fuhr, und die letzte Fähre dampfte mir vor der Nase weg, dann war ich doch dafür." Dissing findet den Brückenbau außerdem wie die meisten Dänen "sehr schöne" und singt bei den Eröffnungsfeiern."
(EN) "Danes celebrate their bridge of the century
Folk festival on the Great Belt
"On Friday, the newspaper Jyllands-Posten wrote on the opening of the 18-kilometre-long bridge connection over the Great Belt: "On your mark, get set, false start.
During the unofficial clearance of Denmark's centennial structure, 20,000 cyclists had to wait a long time the day before construction workers had cleared the last rubble from the road. You were just the vanguard. On the weekend, 200,000 to 300,000 visitors are expected when the completion of the building of the century is celebrated with a three-day folk festival. The starting shot was fired by Crown Prince Frederik.
Official inauguration by Queen Margrethe II.
Pedestrians, cyclists and roller-skaters will take possession of the connection between the islands of Zealand and Fyn for a few days before 10,000 cars will be rolling in both directions a week later after the official inauguration by Queen Margrethe II. Denmark's most important transport connection between the capital Copenhagen on Zealand and the Danish mainland in Jutland is thus shortened by a good hour.
The engineers are particularly proud of the 6.8 km long east bridge with a free span in the middle of 1.6 km. It is the second largest of its kind in the world. On both sides of the island of Sprogö there is an eight-kilometre-long railway tunnel at the eastern end and a combined car and railway bridge in the western part over 6.6 kilometres.
Boom expected by travellers
The train has been running for a year. Since then, Danish State Railways DSB has recorded a 60 percent increase in passenger numbers to 20,000 a day. The bridge operator Storebelt A/S expects that motorists' desire to travel will also grow drastically with the much faster connection between East and West Denmark. In 2001, an increase of 60 percent to 17,000 users per day is also expected.
At the start of construction ten years ago, there was strong criticism of the expected environmental impact of additional road traffic. Experts also doubted whether the planned financing of the 29 billion crowns (7.5 billion marks) building alone by user fees would be realistic within 40 years.
Criticism of financing increasingly silenced
Since the success of the rail link over and under the Great Belt, these voices have largely been silenced. With the 20-kilometre Öresund link between Copenhagen and Malmö in Sweden due to be completed shortly after the turn of the millennium, the Danes are increasingly turning their attention to the question of when the fixed link across the Baltic Sea to Germany will become a reality.
There have been declarations of intent from Bonn and Copenhagen since the 1980s that the almost 25 km wide Fehmarn Belt between Puttgarden in Schleswig-Holstein and Rödby in Denmark should also be bridged with a bridge and/or tunnel. But then there is a lot of idling. In recent months, however, new "optimistic" calculations of expected traffic flows have been circulating in the Danish media with which Bonn is to be won over to a construction project in the foreseeable future.
Farewell to the "ferry culture
When all three crossings over the Great Belt, the Öresund and the Fehmarn Belt are a reality, the Danes must finally say goodbye to their "ferry culture". That's not easy for many people. The interruption of longer car journeys with brought chairs and a cup of coffee on the ferry was considered an endearing and difficult to do without part of Danish everyday life. This is also the view of Poul Dissing, one of the most popular singers in the country. That's why he was always against building the bridge over the Great Belt. But with one restriction: "If I drove from the concert in Jutland to Copenhagen late in the evening, tired as a dog, and the last ferry steamed away from me, then I was for it." Like most Danes, Dissing also finds bridge construction "very beautiful" and sings at the opening ceremonies."
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