Schloßhof – Bielefeld, NRW, Germany - The Holocaust on Waymarking.com

Von 1940 bis 1943 wurde das ehemalige Ausflugslokal „Schloßhof“ als Sammelstätte für mindestens 248 Jüdinnen und Juden genutzt. Der Ort wurde zwischenzeitlich zynisch „Umschulungslager“, später jüdische Arbeitseinsatzstelle, dann „jüdisches Altersheim Wickenkamp“ und schließlich „Siechenheim“ genannt.
Am 23. März 1940 wurde das „jüdische Umschulungslager Bielefeld“ in den abseits gelegenen Schloßhof verlegt. Der Schloßhof war von Beginn an ein Zwangsarbeitslager. Die meist jungen Insassen mussten für zehn verschiedene Firmen sowie die Stadt Bielefeld im Straßen-, Hoch-, und Tiefbau oder in der Industrie arbeiten. Untergebracht waren sie im ehemaligen Tanzsaal und im ersten Obergeschoss.
Im April 1940 entstand in einer benachbarten Holzbaracke ohne Wasser und Strom das sogenannte „Altersheim“, als 38 ältere Jüdinnen und Juden aus Schneidemühl (heute Pila, Polen) in den Schloßhof deportiert wurden. Im Jahr 1942 wurden sie nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert und ermordet.
Im sogenannten „Siechenheim“ wurden zuletzt Schwerkranke untergebracht, die ihren Aufenthalt mit ihrem gesamten noch vorhandenen Vermögen bezahlen mussten. Ein Viertel dieser Bewohner starb an Mangelversorgung. Die übrigen wurden am 12. Mai und 28. Juni nach Theresienstadt deportiert.
Am 02. März 1943 wurden auch die letzten 47 Männer, Frauen und Kinder nach Auschwitz deportiert. Zuvor mussten Insassen des Schloßhofes bei den Deportationen der Jüdinnen und Juden aus Bielefeld helfen. Von den 248 im Schloßhof inhaftierten Menschen überlebten 204 die Shoa nicht.

Weitere Infos zur Geschichte des Schloßhofes und den hier inhaftierten Jüdinnen und Juden finden sich im Buch: „Der Schloßhof – Gutshof, Gasthaus, Jüdisches Lager – Herausgegeben von Sunderbrink, Bärbel; Siekmann, Roland.“

ENGLISH:

From 1940 to 1943 the former excursion restaurant "Schloßhof" was used as a collection center for at least 248 Jews. The place was meanwhile called cynical "retraining camp", later Jewish labor place, then "Jewish retirement home Wickenkamp" and finally "Siechenheim".
On 23. March 1940, the "Jewish retraining camp Bielefeld" was relocated to the secluded Schloßhof. The Schloßhof was a forced labor camp from the beginning. The mostly young inmates had to work for ten different companies as well as the city of Bielefeld in road construction, civil engineering or industry. They were housed in the former ballroom and on the first floor.
In April 1940, the so-called "retirement home" was built in a neighboring wooden barracks without water and electricity, when 38 older Jews from Schneidemühl (today Pila, Poland) were deported to the Schloßhof. In 1942 they were deported to Theresienstadt or Auschwitz and murdered.
In the so-called "sick home", critically ill Jews were accommodated, who had to pay for their stay with their entire remaining assets. A quarter of these sick persons died because of to less care. The rest were deported to Theresienstadt on 12. May and 28. June.
On 2. March 1943, the last 47 men, women and children were deported to Auschwitz. Previously, inmates of the Schloßhof had to help with the deportations of the Jews from Bielefeld. Of the 248 people imprisoned in the Schloßhof, 204 did not survive the Shoa.

Quellen/Sources:

* http://www.die-viertel.de/files/viertel/pdf/viertel15-pdf/viertel_15_s7.pdf
* Informationstafeln innerhalb des Restaurants
* https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_am_Lappenberg
* Der Schloßhof – Gutshof, Gasthaus, Jüdisches Lager – Herausgegeben von Sunderbrink, Bärbel; Siekmann, Roland