Der nachfolgende Text stammt von der Initiative für Stolpersteine in und um Neumarkt:
https://stolpersteine-guide.de/biografie/2200/familie-baruch-bahnhofstr.-13
Zunächst wohnte die Familie im Haus Bahnhofstraße Nr. 4, wie im Adressbuch des Jahres 1900 vermerkt, zog aber schon bald in das 1902 von Brauereibesitzer Johann Yberle neu errichtete Gebäude Nr. 13 auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Kurts Vater, Adolf Baruch, der 1903 das Neumarkter Bürgerrecht erworben hatte, führte ein
auf Herren- und Knabenbekleidung spezialisiertes Ladengeschäft am Oberen Markt 1A.
Eine kaufmännische Ausbildung mag Kurt nach Frankfurt geführt haben, wo er Helene Henriette Rothschild, die Tochter des Inhabers einer Hutmanufaktur, heiratete und wo am 29. Oktober 1924 der gemeinsame Sohn Hermann geboren wurde. Offiziell gemeldet war Kurt Baruch in Frankfurt in den Jahren von 1925 bis 1933. Seine Mutter Ernestine Baruch starb 1931 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Neumarkt beigesetzt. Obwohl sein Vater inzwischen schon 67 Jahre alt war, blieb dieser weiterhin als Herrenausstatter tätig. Erst 1933, als die Nationalsozialisten bereits zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen hatten, kehrte Kurt aus Frankfurt zurück. Trotz zunehmender Repressalien gelang es Kurt immerhin, das inzwischen auf ihn übertragene Herrenkonfektionsgeschäft noch etwa vier Jahre lang zu halten. Schließlich sah er sich gezwungen, es am 4. Januar noch vor dem offiziellen Verbot zum Jahresende 1938 abzumelden.
Die Unerbittlichkeit von zunehmender Ausgrenzung und Repression machte auch nicht vor Kindern halt. Neben tätlichen Übergriffen von Mitschülern waren die jüdischen Schüler auch der massiven Diskriminierung seitens der Schulleitung ausgesetzt. Der jüngste Spross der Familie, Hermann Baruch, der 1924 in Frankfurt geboren und erst im Alter von neun Jahren nach Neumarkt gekommen war, besuchte seit dem Schuljahr 1935/36 die Dietrich-Eckart-Realschule. Von damals insgesamt 139 Schülern waren drei jüdischen Glaubens; außer Hermann waren dies Max Hahn und Fritz Neustädter.
Zu Beginn des Jahres 1938 besuchten alle drei noch die Dietrich-Eckart-Realschule. Hermann Baruch verließ die Schule jedoch bereits Ende April und Fritz Neustädter im Mai 1938. Nach dem Pogrom vom 9. November 1938 wurde allen jüdischen Schülern der Besuch öffentlicher Schulen untersagt. Während es Fritz Neustädter gelang, Deutschland noch vor Kriegsausbruch zu verlassen und in den USA Zuflucht zu finden, wurden Hermann Baruch und Max Hahn 1942 in den Vernichtungslagern ermordet.
Kurt, Helene und Hermann Baruch wurden am 3. April 1942, einem Karfreitag, gemeinsam über Regensburg ins Ghetto Piaski deportiert. Ein letztes Lebenszeichen von Kurt aus dem 50 km weiter östlich liegenden Chelm, eine an seinen Schwager Jakob Eschwege adressierte Postkarte vom 26.06.1942 lässt vermuten, dass die Familie zu jenem Zeitpunkt noch beisammen war.
Nach seiner Mitteilung „Wir sind gesund“ traf wenig später eine weitere Postkarte ein, die besagte, dass „Herr Kurt Baruch am 30.06.1942 abends an den Folgen einer Herzlähmung verschieden“ sei.
Diese interessante und detaillierte Beschreibung stammt von der Webseite:
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