Stolpersteine der Familie Hahn aus Neumarkt/OPf.
Posted by: Groundspeak Premium Member aendgraend
N 49° 16.677 E 011° 27.588
32U E 678904 N 5461266
Hier am Oberen Markt 5 in Neumarkt/OPf. findet man die 5 Stolpersteine der Familie Hahn.
Waymark Code: WM10TNR
Location: Bayern, Germany
Date Posted: 06/23/2019
Published By:Groundspeak Premium Member ištván
Views: 6


Markus Hahn und Regina Elise Ansbacher brachten in Neumarkt 1884 bis 1888 die ersten drei Kinder Emanuel, Else und Siegfried zur Welt. Sie waren Besitzer eines Ladengeschäftes zuerst am Unteren später dann am Oberen Markt. Sechs weitere Kinder kamen zur Welt, Ludwig und sein Zwillingsbruder Julius 1892, und vier weitere Geschwister.

Im Ersten Weltkrieg erlitten auch Hahns schmerzliche Verluste: Vier Söhne rückten ein, Siegfried und Ludwig fielen vor Verdun. Emanuel Hahn erlitt einen Kopfschuss und lebte fortan mit einer Silberplatte im Kopf.

Emanuel Hahn hatte wie sein Vater eine Frau aus Wilhermsdorf, Hilda, geb. Neuburger, geheiratet. Er führte zunächst am Unteren Markt 22 ein großes Kolonialwarengeschäft und trat dann mit seinen Brüdern Julius und Rudolf in das Geschäft des Vaters am Oberen Markt ein und wohnte auch dort. 1921 und 1922 wurden die Töchter Edith Regina und Anneliese geboren, 1925 der Sohn Max. Auch Emanuel Hahn war ein angesehener Kaufmann. Zusammen mit SPD-Mitgliedern gründete er 1924 die Ortsgruppe des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, einer Vereinigung, die sich als überparteiliche Schutzorganisation der Weimarer Republik und der Demokratie vor den zunehmenden Angriffen nationalsozialistischer, aber auch kommunistischer Gruppen verstand.

Noch konnten Hahns ihren Kolonialwarenladen aufrecht erhalten und die Bevölkerung mit Waren wie Kaffee, Zuckerwaren Tabak oder Maschinenöl aus Leipzig. Doch die Kundschaft wurde weniger, die Zahlungsmoral sank, Schulden wurden nicht mehr bezahlt.

1937 konnte die Tochter Edith Regina Hahn als einzige Jüdin mit 11 anderen Schülerinnen das sechsklassige Lyzeum in der Bräugasse abschließen. Edith verließ Neumarkt und besuchte vermutlich eine Frauenfachschule in Marienbad.

Im Juli 1937 wurden Emanuel Hahn und sein Nachbar Semi Haas wegen angeblicher Devisenvergehen einen Monat lang inhaftiert. Der Verdacht ließ sich nicht aufrechterhalten. Doch bei der Durchsuchung der Wohnungen entdeckte die Polizei den Brief eines früheren Dienstmädchens an Julius Hahn. In peinlichen Verhören wurde eine Liebesbeziehung ans Licht gezerrt, die seit den Nürnberger Gesetzen von 1935 verboten war. Julius Hahn wurde wegen sog. „Rassenschande“ zu fünf Jahren Zuchthaus und Ehrverlust verurteilt. Er blieb bis zu seiner Deportation 1942 in Haft, zunächst im sog. Zuchthaus Amberg, ab Juni 1941 im Zuchthaus Zweibrücken.

Zwei Tage nach der Pogromnacht wurden in Neumarkt alle arbeitsfähigen Männer unter 60 Jahren der Gestapo in Regensburg überstellt und vier Tage später am 15.11.1938 in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Unter ihnen war auch Emanuel Hahn. Über einen Monat musste er die grauenhaften Zustände in dem durch die bayernweiten Verhaftungen völlig überfüllten Lager miterleben, wo Erschießungen, Demütigungen und Selbstmorde an der Tagesordnung waren.

Ebenso wurde der damals 13jährige Max am 10.11.1938 von der Schule verwiesen. Der linientreue Schulleiter kam dabei sogar dem offiziellen Befehl des NS-Kultusministeriums zuvor, welcher erst drei Tage später verkündet wurde.

Opa Markus Hahn war über 80 und schwer herzkrank. Als Emanuel Hahn aus dem KZ zurückkehrte, stand er vor dem Nichts. Sein Laden war geschlossen worden, die Waren verkauft. Der 55jährige musste ab August 1939 als Hilfsarbeiter auf Baustellen in Sulzkirchen, Erasbach oder Nürnberg-Doos Geld verdienen, um seine Familie über die Runden zu bringen.

Nach Kriegsbeginn zogen sich die Schlingen immer enger: Ausgangsverbote wurden verhängt und streng kontrolliert. Jüdische Wohnungen wurden beliebig gekündigt. Im Rahmen der Arisierung war auch Emanuel Hahn gezwungen das Haus zu verkaufen. Das Geld kam auf ein Sperrkonto, von dem er monatlich nur 250 Mark für sich und seine Familie abheben durfte. Immerhin konnte er mit seinen Kindern noch in diesem Haus wohnen bleiben. 1941 wurde das Haus zu einem der sog. Judenhäuser deklariert, in denen sich die nun unbehausten Familien auf engstem Raum zusammendrängen mussten. Alle Sparkassenbücher von Emanuel Hahn und seinen drei Kindern wurden konfisziert. Ebenso die Schreibmaschine und sein Fahrrad. Für den inhaftierten Julius Hahn waren 130 RM zu zahlen.

Am 3. April 1942 wurden Emanuel, Anneliese und Max Hahn zusammen mit anderen Leidensgefährten aus Neumarkt und Sulzbürg nach Regensburg deportiert. Emanuels und Annelieses Spuren enden in Piaski, der 17jährige Max wurde im Juni 1942 in Majdanek ermordet, Julius in Lublin. Edith Regina, die in Stubnianske Teplice (heute Turcianske Teplice, Slowakei) als Kinderfrau gearbeitet hatte, wurde am 3. April 1942 vom Bahnhof der slowakischen Stadt Poprad deportiert und in Auschwitz ermordet.

Das Haus der Familie Hahn wurde im Februar 1945 beim Bombardement Neumarkts vollkommen zerstört.



Diese sehr interessante und detaillierte Beschreibung stammt von der Webseite Stolpersteine-Guide.de

Weitere Links:
https://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt-nachrichten/17-fache-erinnerung-an-den-ns-terror-21102-art1569414.html
https://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt/gemeinden/neumarkt/eine-verbeugung-vor-den-opfern-22797-art1383814.html

Mehr Infos zur jüdischen Gemeine in Neumarkt:
http://www.alemannia-judaica.de/neumarkt_synagoge.htm
Deported to:
Piaski Lublin Auschwitz


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