Bericht "Zu Besuch beim Tor im (Orchheimer) Tor" - Bad Münstereifel, NRW, Germany
Posted by: Groundspeak Regular Member kaschper69
N 50° 33.120 E 006° 45.785
32U E 341537 N 5602396
Bericht "Zu Besuch beim Tor im (Orchheimer) Tor" in der Kölnischen Rundschau.
Waymark Code: WM102G2
Location: Nordrhein-Westfalen, Germany
Date Posted: 02/12/2019
Published By:Groundspeak Premium Member Alfouine
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[DE] "Zu Besuch beim Tor im (Orchheimer) Tor

So mancher Tourist in Bad Münstereifel hat sich schon gewundert, wenn er am Orchheimer Tor die Münstereifeler Stadtmauer erklomm und auf ein Schild ?Privat? blickte. Hartnäckige Besucher sind spätestens dann überrascht, wenn sie einer Haustür gegenüberstehen. Und die Uneinsichtigen haben nach einem Druck auf den Klingelknopf endgültige Gewissheit: Das Orchheimer Tor ist bewohnt!
Seit Juni 2006 lebt Wolfgang Schonert, Autor, bekennender Straßenmusiker und selbst ernannter Tor im Tor, mit seiner finnischen Frau Erja im einzigen bewohnten Stadttor Bad Münstereifels.

Dass sich Touristen vor seine Haustüre verirren, komme häufig vor, sagt Schonert. Ich kann das schon völlig routinemäßig. Dann gehe ich auf die Treppe und sage: Nein, also hier wohne ich und ich bin sehr stolz darauf, aber bitte nehmen Sie s mir nicht übel, ich erkläre Ihnen gerne, wie Sie auf die Mauer kommen, nämlich...?
Aber es gibt auch Momente, in denen der 65-Jährige schwach wird. Dann siegt das schlechte Gewissen: Denn Wolfgang Schonert betrachtet es als Privileg, im Orchheimer Tor wohnen zu dürfen.
Zwar bezahlt er Miete und trägt damit zur Pflege und zum Erhalt des Bauwerks bei, den Frust von Touristen, die plötzlich vor verschlossenen Türen stehen, kann er jedoch nachvollziehen. ?Dann habe ich Mitleid mit den Leuten, besonders, wenn es alte Leute sind. Dann sag ich: Okay, komm se mal rein. Ich zeig den Leuten das und ich hab immer den Eindruck, die Leute sind der Meinung: Der is bekloppt!?
Denn was die Besucher zu sehen bekommen, ist alles andere als ?Wohnen von der Stange?. Wer aber erwartet, im Orchheimer Tor eine künstlich-mittelalterliche Wohnatmosphäre mit altertümlich anmutenden Möbeln und vielerlei Kleinoden vorzufinden, wird enttäuscht. Das Wohn- und Esszimmer, das beinahe ein gesamtes Stockwerk einnimmt und durch eine schmale Küche betreten wird, erscheint durchaus modern. Ans Mittelalter erinnern hier lediglich eine gemütliche Sitznische in der dicken Gebäudemauer und tief in die Mauer eingelassene schmale Fenster. Weiß dominiert - besonders an den Wänden, was die Wohnung, trotz eher geringen Lichteinfalls, sehr hell erscheinen lässt. Einzig mit dem dunklen Holzfußboden und dem zugemauerten Kamin, die beide auf das Jahr 1986 zurückgehen, als das Tor bewohnbar gemacht wurde, konnten sich Wolfgang Schonert und seine Frau Erja bisher nicht wirklich anfreunden. Doch neu eingebaut wurden nur die Küche und das Bad.
Darüber hinaus sei das Innenleben des Tores aber bewusst schlicht gehalten. Man solle schließlich sehen, dass es sich um ein altes Gemäuer handle, dass so erhalten bleiben soll, wie es ist.

Spiegel bringen Licht
ins Schlafzimmer

Schaut man einmal genauer hin, kann man in einer Fensternische dann aber doch schon die ein oder andere kleine Kuriosität entdecken, wie den mechanischen Waschbrettspieler. Schonert war es nämlich leid, keinen menschlichen Waschbrettspieler für seine musikalische Begleitung zu finden. Also hat sich Finnlands Straßenmusiker des Jahres 1989, der die Straßenmusik dort im Kampf gegen die Behörden seinerzeit salonfähig gemacht hat, kurzerhand selbst einen gebaut.
Dieser Erfindungs-Reichtum des begeisterten Tüftlers setzt sich im oberen Stockwerk fort, wo sich Arbeitszimmer, Bad und Schlafzimmer befinden. Letzteres wird nämlich mit einem aufwändigen Spiegelsystem erhellt und auch aufgrund dessen von Schonert stolz als das schönste Schlafzimmer der Welt bezeichnet. Der wesentliche Vorzug des Orchheimer Tores wird einem jedoch erst richtig bewusst, wenn man sich über eine schmale Treppe hinauf in dessen hölzernes Dachgebälk begibt: Im Tor selbst herrscht eine unglaubliche Ruhe. Man ist regelrecht überrascht von der Intensität des Straßenlärms, wenn man das Mauerwerk nach oben hin verlässt.
Wolfgang Schonert und seine Frau haben eine buchstäbliche Oase der Ruhe gefunden, wo sie, trotz Massen von Touristen und Schülern, die täglich unter ihnen hindurch ziehen, die Vorzüge des Lebens im Zentrum der Stadt nahezu ungestört genießen können - verbunden mit einem hervorragenden Blick über die Dächer Bad Münstereifels.

Das Heizen bereitet
einige Probleme

Eine exponierte Wohnlage, die aber auch ihre Nachteile hat, fügt Schonert hinzu. So erlebe er hautnah den zunehmenden Alltags-Vandalismus und das voranschreitende Aussterben des Stadtkerns in der Rolle des hilflosen Beobachters mit. Auch beim Wohnen selbst werden Abstriche gemacht. Verzichten muss das Paar zum Beispiel auf einen Garten und eine Garage. Zudem sei das Heizen problematisch, da es ohne eine gewisse stetige Grundwärme Tage dauere, das Gebäude zu erwärmen. Und nicht zuletzt habe die Stadt bei Baumaßnahmen am Tor stets ein Wörtchen mitzureden.
Zwar reiche der Platz im Orchheimer Tor zurzeit noch aus, wo der Autor jedoch in Zukunft seine Bücher unterbringen soll, ist ihm noch ein Rätsel. Wie kommt man also dazu, sich, trotz derartiger Einschränkungen, ein etwa 700 Jahre altes Bauwerk als Wohnort auszusuchen Es hat irgendwas zu tun mit dieser Altertümlichkeit und das nicht, weil es altertümlich ist, sondern, weil ich es schön finde - merkwürdigerweise wundert sich Schonert selbst: Wenn Sie mich vor die Wahl stellten, ob ich einen alten englischen Sportwagen fahren dürfte oder einen allerneuesten, modernen Porsche, würde ich den alten Engländer nehmen. Das ist genau das Gleiche mit diesem Wohnen. So verwundert auch nicht die Reaktion des
65-Jährigen auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, woanders zu leben. Sein lautstarkes Nein! dürfte trotz der dicken Mauern bis nach draußen zu hören gewesen sein.
Seine Frau Erja reagiert da ein wenig diplomatischer: Das müsste schon was sehr Tolles sein. Das geht nicht, weil... wir wohnen schon im Allertollsten!, lautet die knappe Erwiderung ihres Mannes. Daher weigert sich das Paar darüber nachzudenken, ob das Tor mit seinen vielen Treppen im Alter vielleicht nicht mehr der allertollste Wohnort sein könnte: Dann können wir ja mit der Stadt über einen Treppenlift verhandeln."

(visit link)

[EN] "Visiting the gate in the (Orchheimer) gate

Many a tourist in Bad Münstereifel has been surprised when he climbed the Münstereifel city wall at the Orchheimer Tor and looked at a private sign. Stubborn visitors are surprised at the latest when they face a front door. And after pressing the doorbell button, the unintelligent have final certainty: the Orchheimer Tor is inhabited!
Since June 2006 Wolfgang Schonert, author, confessed street musician and self-proclaimed goalkeeper, has been living with his Finnish wife Erja in the only inhabited Bad Münstereifels City Gate.

It is often the case that tourists get lost in front of his front door, says Schonert. I can do this quite routinely. Then I go up the stairs and say: No, I live here and I'm very proud of it, but please don't hold it against me, I'll be happy to explain how you get on the wall, namely...
But there are also moments when the 65-year-old becomes weak. Then the bad conscience wins: Because Wolfgang Schonert considers it a privilege to be allowed to live in the Orchheimer Tor.
Although he pays rent and thus contributes to the maintenance and preservation of the building, he can understand the frustration of tourists suddenly standing in front of closed doors. Then I feel sorry for the people, especially if they are old people. Then I say: Okay, come on in. I show people that and I always get the impression that people think he's crazy!
Because what the visitors get to see is anything but off-the-shelf living. But anyone who expects to find an artificial medieval living atmosphere in the Orchheimer Tor, with antique-looking furniture and all kinds of jewels, will be disappointed. The living and dining room, which occupies almost an entire floor and is accessed through a narrow kitchen, seems quite modern. The only reminiscence of the Middle Ages here is a cosy sitting niche in the thick wall of the building and narrow windows set deep into the wall. White dominates - especially on the walls, which makes the apartment appear very bright despite the rather low incidence of light. Only with the dark wooden floor and the bricked fireplace, which both go back to the year 1986, when the gate was made habitable, Wolfgang Schonert and his wife Erja could not really befriend each other so far. But only the kitchen and the bathroom were newly installed.
In addition, however, the interior of the gate was deliberately kept simple. One should finally see that it is an old masonry that should be preserved as it is.

Mirrors bring light
into the bedroom

If you take a closer look, however, you can discover one or two little curiosities in a window niche, such as the mechanical washboard player. Schonert was tired of not finding a human washboard player for his musical accompaniment. So Finland's street musician of the year 1989, who made street music there socially acceptable in his fight against the authorities at the time, built one himself without further ado.
This inventive wealth of the enthusiastic inventor continues on the upper floor, where the study, bathroom and bedroom are located. The latter is illuminated with an elaborate mirror system and is proudly described by Schonert as the most beautiful bedroom in the world. However, the essential advantage of the Orchheimer Tor becomes really clear only when one climbs a narrow staircase up into its wooden roof beam: The gate itself is incredibly quiet. One is really surprised by the intensity of the street noise when one leaves the brickwork upwards.
Wolfgang Schonert and his wife have found a literal oasis of peace, where they can enjoy the advantages of life in the centre of the city almost undisturbed, despite the masses of tourists and pupils who pass through them every day - combined with an excellent view over the roofs of Bad Münstereifels.

The heating prepares
some issues

An exposed residential area, which also has its disadvantages, adds Schonert. In this way, he experiences at first hand the increasing everyday vandalism and the progressive extinction of the city centre in the role of the helpless observer. Even the living itself is being cut back. For example, the couple have to do without a garden and a garage. In addition, heating is problematic because it takes days to heat the building without a certain constant basic warmth. And last but not least, the city always has a say in the construction of the gate.
Although the space in the Orchheimer Tor is still sufficient at the moment, where the author is to store his books in the future is still a mystery to him. So how does one come to choose, despite such restrictions, a 700-year-old building as a place to live? It has something to do with this antiquity, not because it's ancient, but because I think it's beautiful - strangely enough, Schonert himself is surprised: "If you gave me the choice of whether I could drive an old English sports car or an all-new, modern Porsche, I would take the old Englishman. That's exactly the same with this living. And so the reaction of the
65-year-olds to the question of whether he could imagine living somewhere else. His loud No! could have been heard outside despite the thick walls.
His wife Erja reacted a little more diplomatically: "That would have to be something very great. - That's not possible, because... we already live in the best of the best! is her husband's short reply. Therefore, the couple refuses to think about whether the gate with its many stairs might not be the best place to live when they are old: "Then we can negotiate with the city about a stairlift."
Type of publication: Newspaper

When was the article reported?: 12/19/2008

Publication: Kölnische Rundschau

Article Url: [Web Link]

Is Registration Required?: no

How widespread was the article reported?: local

News Category: Entertainment

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